01.05.2009

Umzug

Diesen Blog finden Sie ab sofort unter
http://lichterblog.wordpress.com .

Die Lichtblicke bei Blogger bleiben erhalten, werden aber nicht mehr aktualisiert.
Für alle irrtümlich hier Gelandeten gibt es an der Seite auch den Link zum neuen Blog.

:-)

18.04.2009

Auf Laternen-Tour


Dieses Schild mit dem optimistischen Spruch darauf hängt am Tor der Pension "Rotdorn" in der Heerstraße.
Dort, wo sich so viele schöne Glaslaternen bewundern lassen.

vierflammige Hängeleuchte von unten

neunflammige Hängeleuchte von unten

Verschiedene Exemplare aller Arten sind hier bzw in den angrenzenden Wohngebieten vertreten.

Angefangen bei den Reihenleuchten...

... hier in sechsflammiger Ausführung

... über Hängelaternen, in diesem Fall besonders alte und wertvolle, und zT seltene neunflammige Exemplare!


... bishin zu den wohlbekannten Aufsatzleuchten (mit Hut ;-))

vierflammig


Selbst alte Berliner Modell-Leuchten sind in einem nostalgischen kleinen Viertel gegenüber zu finden - hier sind wir vor einiger Zeit schon einmal herumgeschlichen.


Diese Gegend ist ein Muss für Laternenfans! :-)

04.04.2009

Fundstück

Was Nettes habe ich auf Flickr entdeckt:

vogel @ laterne auf Flickr - Fotosharing!

Der Grund, warum das Vögelchen darin nisten kann, ist weniger erfreulich.
Ende letzten Jahres wurden viele Laternen mutwillig beschädigt, ein Teil davon wartet noch immer auf seine Reparatur. Im Fall der Laterne aus dem Link fehlt sogar noch die Verglasung.

Frühlingserwachen im Gaslaternenmuseum

Auch die Gaslaternen im Freilichtmuseum freuten sich über den Frühlingsbeginn und einige leuchteten sogar mit der Sonne um die Wette.

Andere wirkten da noch etwas verschlafener...

Auffällig aber war, dass in allen Laternen der Zünder glimmte, so als wolle der Funke jeden Moment überspringen. Das charakteristische Ticken war nicht zu hören.
Ob der Temperaturanstieg oder die Lichtverhältnisse diesen Umstand auslösten, oder ob
die Laternchen einfach nur übermütig und frühlingshaft gut gelaunt waren, das bleibt wohl ein Rätsel. :-)

27.02.2009

Strom statt Gas

Berlin spart sich die alten Laternen

8.400 Gaslaternen werden peu à peu durch Stromleuchten ersetzt, die wesentlich billiger und umweltfreundlicher sein sollen. Die Freunde der alten Laternen sind entsetzt.

VON ADÉLA JUREÈKOVÁ

Die 44.000 Gaslaternen gehören zu den Besonderheiten Berlins - aber es werden immer weniger

Für die Freunde der altmodischen Gaslaterne gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Schlechte: Bis 2015 werden laut einem Senatsbeschluss 8.400 Peitschenmaste, auch Gasreihenleuchten genannt, durch strombetriebene Straßenlaternen ersetzt, die deutlich niedrigere Energie- und Wartungskosten verursachen. Die gute Nachricht: An der TU werden gerade Leuchtdioden entwickelt, die das goldgelbe Gaslicht imitieren.

Die 44.000 Gaslaternen gehören zu den Besonderheiten Berlins. Mehr als die Hälfte der europaweit noch mit Gas betriebenen Lampen beleuchtet die Hauptstadt und verleiht ihr eine verträumte, aber immer seltenere Atmosphäre. Die meisten Straßenlaternen in Berlin, rund 186.000, werden mit Strom betrieben.



Die Gaslaternen markieren die Frontlinie im Kampf zwischen der Romantik des Vergangenen und dem Pragmatismus der Gegenwart. Bettina Grimm von der Initiative Pro Gaslicht ist davon überzeugt, dass Gaslaternen das angenehmste und qualitativ hochwertigste Licht werfen. "In Berlin gehören sie außerdem zum kulturellen Erbe und stiften Identität", betont sie.

Die wirtschaftlichen Argumente, die für Strom sprechen, wiegen beim Senat jedoch schwerer. Marko Rosteck, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, zählt sie auf: Elektroleuchten seien so viel sparsamer, dass sich die 25 Millionen Euro, die der Senat in den Umbau zu investieren plant, in fünf bis sechs Jahren amortisieren würden. Darüber hinaus seien sie viel umweltfreundlicher: Allein durch den Austausch der 8.400 Peitschenmaste sollen 9.200 Tonnen Kohlendioxid jährlich eingespart werden. Grimm dagegen ist überzeugt, dass die Zahlen nicht realistisch sind. "Die Strompreise schießen in die Höhe, auch der Umbau wird sicher mehr kosten."

Eine Hoffnung darauf, dass man sowohl den Anforderungen an die Lichtfarbe als auch denen ans Budget gerecht werden könnte, bieten die Leuchtdioden.

Stephan Völker vom Fachgebiet Lichttechnik an der TU Berlin hat sich an ihrer Entwicklung beteiligt. "Wir haben den Prototyp einer ,LED-Gasleuchte' für Berlin entwickelt, die das gleiche goldgelbe Licht wirft wie Gas, aber viel effizienter ist", erklärt er. "Die können direkt in die historischen Laternen eingebaut werden." Wofür die Gasleuchte 1.250 Watt brauche, leiste eine LED-Leuchte mit nur 70 Watt. "Es ist so, als würden Sie eine Dampflok mit einem Hochgeschwindigkeitszug vergleichen." Anfang April wird ein Prototyp der LED-Laterne vorgestellt. Als nächstes wird dann eine Musterstraße mit den neuen Dioden beleuchtet.

Offen bleibt allerdings die Frage, was danach kommt. Selbst wenn das Licht bei den Berlinern gut ankommt, wird es wahrscheinlich nur sehr begrenzt eingesetzt. Der Grund: Die Leuchtdioden sind zu teuer. "Die mit LEDs ausgestatteten Laternen werden wohl zu keinem Massenphänomen. Man wird die Leuchten eher in repräsentativen Gebieten einsetzen", vermutet Völker.

Die Initiative Pro Gaslicht zeigt sich den Dioden gegenüber skeptisch. "Wir haben noch nie LEDs gesehen, die das gleiche Licht geben würden wie Gas. Es geht auch nicht darum, die Gaslaternen auszunehmen und etwas Neues hineinzusetzen. Wir wollen, dass sie erhalten werden", sagt Grimm.

Während Berlin aufs Sparen durch moderne Technologien setzt, werden in anderen Städten Europas neue Gaslaternen aufgestellt. So sind in Prag in den letzten Jahren etwa 400 neue Laternen angezündet worden, weitere sollen folgen. Die Technologie dafür kommt aus Berlin - von der Mariendorfer Firma Braun.



19.02.2009

Winterwunderland


Eindrücke aus der Schneelandschaft im Gaslaternenfreilichtmuseum

Eingeschneites Laternchen :-)


Der stolze Kandelaber im Schnee





Laternen in goldgelb schimmernder Schneelandschaft


02.02.2009

Über Gaslaternen


Gaslaternen: Das Licht, das dunkel macht


Die alte Gaslaterne soll verschwinden

Licht ist mehr als Helligkeit.
Es gibt den Menschen Schutz und Sicherheit, Gemeinschaft und Wärme - und es ist Fortschritt. Vielleicht wird deshalb über die richtige Beleuchtung so emotional und grundsätzlich debattiert wie über Schloss und Museumsinsel. Es geht diesmal um die 44.000 Berliner Gasleuchten, die vor allem in den westlichen Stadtteilen als Reihen-, Aufsatz- und Hängeleuchten die Straßen und Gehwege bescheinen. Zu dunkel und schummrig finden die einen das Licht. Behaglich, so schwärmen die anderen.Dabei ist die Demontage eines Großteils der Berliner Gasleuchten noch gar nicht akut. 8400 Reihenleuchten in den Außenbezirken sollen durch elektrische ersetzt werden, aus Kostengründen. 25 Millionen Euro soll die ab 2010 geplante Umrüstung kosten, ein Aufwand, der sich innerhalb von fünf bis sechs Jahren amortisiert habe. "Eine Gasreihenleuchte kostete die Stadt im vergangenen Jahr 656 Euro für Energie und Wartung, im Vergleich zu rund 40 Euro für eine Elektroleuchte", sagt Marko Rosteck, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung."Pro Gas Licht" ruft zum Widerstand auf.
Michael Kraft vom "Arbeitskreis Licht" des Fördervereins des Deutschen Technikmuseums sieht diese Zahlen mit großer Skepsis: "Seit vielen Jahren betreibt der Senat beim Vergleich zwischen Gas- und Elektroleuchten Kostenverschleierung, denn die Ausgaben für viele Sanierungsmaßnahmen an der elektrischen Straßenbeleuchtung werden unter anderen Haushaltstiteln geführt", als Maßnahmen für den Denkmalschutz wie in der Karl-Marx-Allee, für Sanierungsgebiete wie in Prenzlauer Berg und im Rahmen größerer Straßenbauprojekte. Berücksichtige man dies, liege man bei nur rund 200 Euro Mehrkosten pro Gasleuchte. Auch das Argument des Alters greife nicht. Zehntausende der 176.000 Elektroleuchten seien in einem maroden Zustand. "Ich sehe bei der Elektrobeleuchtung Kosten in Höhe von 170 bis 220 Millionen Euro auf die Stadt zukommen", sagt Kraft. Er war von 1990 bis 2000 für die Berliner Gasstraßenbeleuchtung zuständig.Dennoch erheben sich Zweifel, ob das in seiner Strahlkraft eingeschränkte Gaslicht modernen Ansprüchen an die Verkehrssicherheit noch gerecht wird. Bei den Reihenleuchten sieht auch der Arbeitskreis Handlungsbedarf und plädiert für die Umrüstung auf elektrische Beleuchtung an vierspurigen Autostraßen. Ähnlich argumentiert André Braun, dessen Firma für die Wartung von mehr als Dreiviertel der Berliner Gasleuchten zuständig ist, wenn er auf die unzureichende Helligkeit vierflammiger Reihenleuchten verweist. Nur die Bürgerinitiative "Pro Gas Licht" ist prinzipiell gegen jegliche Umrüstung und ruft zum Widerstand auf.Die Hälfte der Gasleuchten Deutschlands steht in Berlin. Man fürchtet, dass dies nur ein erster Schritt sein würde. Bettina Grimm, unermüdliche Kämpferin bei der Gaslicht-Initiative, spricht von der Stadtbild prägenden und identitätsstiftenden Bedeutung" der Gasleuchten und vergleicht die Umrüstung mit der Entstuckung, der bis 1979 allein in Kreuzberg etwa 1400 Gründerzeithäuser zum Opfer fielen. Schließlich stehen von den rund 80.000 Gasleuchten in Deutschland über die Hälfte in Berlin, und die Firma Braun verkauft seit kurzem ihre Gaslaternenmodelle an osteuropäische Städte - für den Einsatz in touristisch relevanten Stadtvierteln: Auch die Prager Karlsbrücke wird jetzt wieder mit Gas erleuchtet - mit dem "goldfarbenen", "anheimelnden" und "behaglichen" Licht, das so viele seiner Anhänger preisen.Lichtqualität und die historische Ausstrahlung der Wandarme, Aufsatz- und Hängeleuchten, die vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden, sind eng miteinander verbunden. Beides macht diese Beleuchtung für ihre Anhänger zum - auch außerhalb des Gaslaternenmuseums im Tiergarten - schützenswerten Kulturgut. Ein Hauch nostalgischer Romantisierung mag darin liegen, wie auch Sehnsüchte nach bürgerlicher Selbstverortung und Aufhebung der Grenzen von Stadt und Natur, wie sie in Thomas Manns Novelle "Der kleine Herr Friedemann" von 1896 spürbar werden, da im Licht der Gaslaternen "die grauen Giebelhäuser schweigend gegen den Himmel" stehen, an dem dann auch die Sterne "hell und milde glänzten". All das, was bezüglich Energieverbrauch und CO2-Ausstoß im Vergleich zu Energiesparlampen und Leuchtdioden nicht auf der Höhe der Zeit ist, soll diese zurückdrehen.Reichenberger, Wrangel- und Lobeckerstraße in Kreuzberg, Sophie-Charlotten- und Schlossstraße in Charlottenburg: Honigmild beleuchtete Schutzräume, in denen die anonyme Großstadt, der locus terribilis, zum locus amoenus wird. In denen kein UV-haltiges Licht Insekten tötet oder den Tag- und Nachtrhythmus des Menschen durcheinanderbringt und Einzelsteuerung und Dämmerungsschalter den Helligkeitsgrad regulieren. Das weiche Licht steht für den Sieg des Menschen über die Dunkelheit, ohne die Nacht zu entzaubern?
"Wegen der Gasbeleuchtung sind die Berliner so entspannt".
Dabei vollzog sich die Geburt der Großstadt und ihres ruhelosen Sohnes, des Flaneurs, doch gerade "im frechen Feuer" (Heinrich Heine) und "gleißenden Gaslicht des Boulevards" (Peter Hacks). Poes "Mann in der Menge", Sherlock Holmes, Jack the Ripper - die moralischen Abgründe dieser in der modernen Großstadt des 19. Jahrhunderts angesiedelten Geschichten leben vom "flackernden und grellen Licht" (Poe) der Gaslaternen. Als Werkzeuge der Aufklärung, die eine andere Art von Dunkelheit bringen.Dabei wurden zunächst gerade Gaslaternen, die im 19. Jahrhundert Kerzen und Öllampen ablösten und noch nicht über den 1885 von Carl Auer von Welsbach erfundenen, moderater leuchtenden Glühstrumpf verfügten, für ihr "allzu grelles" Licht kritisiert. Wer es aber mit dem ersten elektrischen Bogenlicht verglich, nannte es plötzlich "blaß und matt" oder "roth und rußig" und das elektrische "blendendweiß" - und die neue ununterbrochene elektrische Helligkeit auf den Straßen wurde zur "Beleuchtung eines Alptraums" (Robert Louis Stevenson). Ausgerechnet in der Psychologie hat Gaslicht vor kurzem eine negative Zuordnung erfahren: Als "The Gaslight Effect" bezeichnet die US-Psychologin Robin Stern den emotionalen Missbrauch im sozialen Umfeld. Wohingegen die Freunde der Berliner Gasleuchten die positiven Effekte des Lichts auf die Psyche wegen der Neutralität gegenüber dem Schlafhormon Melatonin preisen. André Braun ist überzeugt: "Gasbeleuchtung macht ruhig und zufrieden - auch deshalb sind die Berliner so entspannt."

Der Tagesspiegel, [27.01.2009]





31.01.2009

Goldstücke

Unweit des S-Bahnhofs Heerstraße liegt ein kleines gemütlich-nostalgisches Viertel, in dem noch echte Berliner Laternen (auch als "Schinkel-Laternen" bekannt) die Wege beleuchten!
Schon so ist das Viertel eine echtes Kleinod, darum passen diese absoluten Raritäten an Gaslaternen gut hierher.



Hübsch geformte Berliner Laterne, die noch mit echtem Gas leuchtet (undeutlich sind die Glühstrümpfe zu erkennen)

In der Dämmerung "erwachen" die Laternen und senden ihr warmes, gold-gelbes Licht in die Umgebung

Die Belichtung meines Foto-Handys sorgte für den Ingwergelben Farbton :-)

... zu gerne hätte ich den Zündungsvorgang, das Aufblitzen des Funkens und das Aufflammen der Gasflamme in einem kurzen Video festgehalten. Das Ganze passiert jedoch in Sekundenschnelle - und die Laternchen zünden nahezu immer, wenn man gerade nicht damit rechnet. Man kann ewig daneben stehen und warten, und es passiert nichts, dann dreht man sich nur kurz mal weg, und schon ertönt das hektische Ticken, gleich eines sirrenden Weckers, und Sekunden später ist die Laterne "aufgewacht". Es war jedoch unglaublich faszinierend, die Zündung ein paar Mal beobachten zu können!

Die alten Gaslaternen passen sehr gut in das kleine verträumte Dörfchen mitten in der Stadt, nur wenige Kilometer vom Messegelände entfernt


Auch sonst ist die Gegend an der Heerstraße eine wahre Gaslaternen-Hochburg! Fans sollten unbedingt vorbeikommen, denn hier finden sich alle bekannten Typen von Gasleuchten auf einem Haufen... :-)
...zum Beispiel honig-goldene Reihenleuchten


... oder Hängelaternen an alten, hübsch verzierten Galgenmästen



... und natürlich auch die häufigsten Vertreter in Berlin, die Aufsatzleuchten "mit Hut" (hier erkennt man im Lichtschein sehr schön die reflektierten Glühstrümpfe).

Diesmal ist nur das Fotohandy dabei gewesen, aber ein Spaziergang durch diese nostalgisch anmutende Idylle lohnt sich ja öfter mal.
Werde also demnächst noch bessere und schärfere Aufnahmen machen.

Bei GoogleMaps können Sie anschauen, wo ich unterwegs war. :-)




25.01.2009

Das Leuchten ist zurück!

Erfreut kann ich berichten, dass fast alle Lichter im Gaslaternen-Freilichtmuseum nun wieder leuchten!
Viele der schicken Kunstschätze waren Ende letzten Jahres durch irgendwelche feigen Idioten zerstört worden.

21.12.2008

Leuchtende Zukunft

Nach den Gaslaternen werden nun auch die guten alten Glühbirnen abgeschafft





Abschied vom leuchtenden Klassiker

1882 wurde die erste elektrische Straßenlampe am Potsdamer Platz angeknipst, danach brachten die neuen Birnen die Stadt zum Leuchten Spektakuläre Reklametafeln faszinierten die Berliner, große Lampenfabriken produzierten in Berlin. Aber die Ära des leuchtenden Klassikers geht zu Ende.
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Es war an einem Sommerabend des Jahres 1929, als der Berliner Dichter Hans Bethge ins Schwärmen geriet. Normalerweise schrieb er Liebeslyrik, doch diesmal pries er die Glühbirne. Bethge unternahm einen „wahrhaft beglückenden Spaziergang im elektrischen Licht.“ Die gläsernen Leuchtkörper mit der wohlproportionierten Birnenform und den aufgeheizten Glühfäden sah man damals als Lichtquelle der Zukunft an, obwohl sie Berlins traditionsreiche Gasbeleuchtung noch längst nicht aus Straßen und Wohnungen verdrängt hatten. Gleichwohl galt die Hauptstadt bereits als Kapitale des (Elektro)-Lichts – und dieses Image hat sich bis heute gehalten. Von der Glühbirne allerdings, die an der Spree einst in gewaltigen Stückzahlen produziert wurde und das Bild des funkelnden Berlins geprägt hat, muss sich die Stadt ab 2012 endgültig verabschieden.

Von diesem Zeitpunkt an soll es in den Läden nur noch Energiesparleuchten geben, hat die Europäische Union (EU) wie berichtet beschlossen. Brüssel knipst die Glühbirne aus ökologischen Gründen aus, denn sie verwandelt nur etwa 5 Prozent des Stroms in Licht, der Rest verpufft als Wärme. Als die Birne in der späten Gründerzeit mehr und mehr angeknipst wurde, spielte das noch keine Rolle. Die junge Berliner Elektroindustrie baute Kraftwerke, sie verkabelte die Stadt und brauchte neue Absatzmärkte. Massiv wurde deshalb für die Elektrobeleuchtung geworben, was nicht schwer fiel, denn diese Technik ermöglichte spektakuläre Lichtinszenierungen.

Elektrische Lichtfunken sprühten 1913 auf einer Werbetafel an der Ecke Friedrichstraße aus einer Kupferberg-Flasche wie perlender Champagner ins Glas. Der hell erleuchtete Boulevard Unter den Linden, glitzernde Kinopaläste und Varietés wie die Schöneberger „Scala“, die Lichtfülle des Cafés Josty und die nächtliche Reklame am Potsdamer Platz begeisterten auch Künstler aller Genres. Franz Skarbina malte 1895 die blinkenden Gleisanlagen am heutigen S-Bahnhof Greifswalder Straße, Lesser Ury 1925 den Bahnhof Nollendorfplatz am Abend. Und Bertolt Brecht reimte für Kurt Weills Foxtrott „Berlin-im-Licht“: „Doch um die Stadt Berlin zu sehn, genügt die Sonne nicht. Das ist kein lauschiges Plätzchen, das ist ’ne ziemliche Stadt. Damit man da einiges sehen kann, da braucht man schon einige Watt.“

Glühende Aufbruchstimmung herr schte am 13. Oktober 1928 zur Eröffnung der Werbewoche „Berlin im Licht“. Unter dem Motto „Licht lockt Leute“ inszenierte sich die Stadt als strahlende Metropole der Moderne. Zahlreiche Gebäude wurden raffiniert ausgeleuchtet wie heutzutage beim „Festival of Lights“. Höhepunkt war ein Lichtfest, und das begann mit einem Prolog des Librettisten Günther Bibo: „Vom Funkturm lodert ein leuchtendes Band, Schaufenster blitzen in Lichtfanalen, tausende , tausende Lampen erglühen, aus den Millionen Energien, strahlt deine Arbeitskraft Berlin.“

Im Verlauf von exakt 102 Jahren hatte das Kunstlicht das Antlitz der Stadt radikal verändert. Der Wandel begann mit 24 aus England importierten Camberwell- Gaslaternen, die am 20. September 1826 Unter den Linden erstmals angezündet wurden – als Ersatz für die funzeligen Öllampen. Eine dieser Camberwell-Laternen steht heute im Freilicht-Laternenmuseum im Tiergarten. Schnell steigerte Berlin nun seine Leuchtkraft. Mehr als fünf Jahrzehnte lang wurde die Gasversorgung in Straßen und Wohnungen ausgebaut, bis um 1882 die elektrische Konkurrenz auftrat. Der erste Beleuchtungsversuch mit Glühbirnen am 20. Mai 1882 in der Kochstraße geriet allerdings zum Gespött der Berliner, die Lampen lieferten nur trübes Licht. Aber schon wenige Monate später gab es bei der Strombeleuchtung eine erfolgreiche Premiere: Noch im selben Jahr knipste man die ersten elektrischen Straßenlaternen am Potsdamer Platz und in der Leipziger Straße an, 1888 folgte der Boulevard Unter den Linden.

Nun begann ein Wettkampf zwischen beiden Beleuchtungsarten, der lange unentschieden blieb. In den späten 30er Jahren waren noch zwei Drittel der Straßen mit Gas illuminiert, Strom galt als Luxus in den 20ern, obwohl es bereits kommunale Elektrizitätswerke gab und sich der anfangs teure Strompreis den Gaspreisen anglich. Erst 1959 wurde der letzte Haushalt elektrifiziert.

Den Siegeszug der Glühbirne förderte besonders die Werbebranche. Hier erkannte man frühzeitig, welche vielfältigen Effekte sich mit der Glühbirne und seit Mitte der 20er Jahre auch mit den neuentwickelten Leuchtstoffröhren erzielen ließen. Berlin flammte seit der Jahrhundertwende im Schein der Leuchtreklamen auf, Stadtplaner wie der Architekt Hugo Häring schürten die Euphorie. „Die Intensität einer Weltstadt kann gemessen werden . . . am phantastischen Bild, das die Lichtfülle der Reklamestadt bietet“, schrieb er 1928. „Wo nachts keine Lichter brennen, ist finstere Provinz.“

Das passte gut ins Werbekonzept des damals größten deutschen Glühlampenherstellers, der 1919 gegründeten Osram GmbH, die Mitte der 30er Jahre in ihren Berliner Werken 70 Prozent aller in Deutschland verwendeten Glühbirnen produzierte. Der helle Kopf hinter Osram hieß Carl Auer Freiherr von Welsbach, ein Chemiker und Unternehmer. Nachdem Thomas Edison die Glühlampe verbessert und ihr 1880 zum Durchbruch verholfen hatte, ersetzte von Welsbach den zerbrechlichen Kohleglühfaden durch einen Metallglühdraht und meldete diese Erfindung 1906 in Berlin zum Patent an. Die Bezeichnungen beider Metalle, aus denen seine Glühwendel bestand – Osmium und Wolfram – kombinierte der Tüftler zu Osram.

Um diese Zeit besaß Auer von Welsbach bereits die Auer-Glühlampenwerke in Berlin, die sich 1919/20 mit Siemens&Halske und der AEG zur Osram GmbH zusammenschlossen. Damit gehörte die Glühlampenproduktion zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweigen in der Stadt. „Berlin – die Stadt der Glühlampen“, titelte der Berliner Anzeiger 1932. Das erste Hauptwerk von Osram war die 1907 bis 12 errichtete Lampenfabrik der vormaligen Auer-Gesellschaft an der Warschauer Straße in Friedrichshain. Bis Mitte der 20er Jahre wurden dort die Glühbirnen mit Hand hergestellt, der Beruf der Lampenbläserin war eine angesehene Beschäftigung. Seit 1935 kam ein zweiter Standort in Wedding hinzu. Osram übernahm die Hallen der einzigen Berliner Konkurrenz – der „Bergmann Elekticitätswerke“ zwischen Seestraße und Oudenarder Straße.

Beide Orte sind heute von Osram längst aufgegeben, sie stehen als Zeugnisse der Berliner Industriearchitektur unter Denkmalschutz und haben neue Liebhaber gefunden. An der Warschauer Straße hatte die DDR noch bis zur Wende unter dem Markenzeichen „Narva“ Glühbirnen hergestellt, danach wurde das Gebäudeensemble saniert, in „Oberbaum-City“ umbenannt und von Firmen der Medien- und Computerbranche bezogen. Den markanten, mit einem gläsernen Würfel aufgestockten Turm, hat die BASF komplett gemietet. Von der einstigen Lampenfabrik zeugt auch noch eine Kneipe im Nachbarkiez an der Lehmbruckstraße. „Zur Glühlampe“ heißt der frühere Arbeitertreff, in dem sich heute Partygänger bei Rock, Pop und – Elektromusik amüsieren.

In Moabit sind Ende der 80er Jahre die „Osram-Höfe“ entstanden, ein neuer Standort für Handwerks,- und Servicebetriebe. Osram zog mit der Glühlampenproduktion nach der Wende zur Nonnendammallee in Siemensstadt, wo 1972 ein kleineres Werk aus den 30er Jahren zur damals modernsten Röhrenglasfabrik Europas mit 2000 Arbeitsplätzen ausgebaut wurde. Vor fünf Jahren verpackte man in Siemensstadt die letzte in Berlin hergestellte Glühbirne, Osram-Glühbirnen kommen seither aus Frankreich, während in Spandau jetzt Lampen für Autoscheinwerfer, die Filmbranche und den Medizinbereich produziert werden.

Das Firmensymbol aus dem Gründungsjahr 1920, eine strahlende Glühlampe als Symbol für Licht und gute Ideen, bleibt aber auf allen Osram-Verpackungen erhalten, zumal die Klassiker im Birnengewinde auch Berliner Wohnungen noch einige Jahre erhellen werden. Von den Straßen ist ihr Licht aber schon seit mehr als drei Jahrzehnten verschwunden. In Reklametafeln und in die 180 000 Berliner Straßenlampen wurden Halogenstrahler oder Neonröhren eingebaut, der Glühbirne sind nur Refugien geblieben wie die Fassade des Varietés Wintergarten. Sie funkelt im Schein von 2000 Glühbirnen. So hat der Dichter Hans Bethge in den Zwanzigern sein Berlin bei Nacht geliebt.

Birnen-Euphorie

Lichtinszenierungen in Schaufenstern, illuminierte Warenhäuser – das war die neue großstädtische Faszination der zwanziger Jahre. Unter dem Motto „Schaufenster bei Licht“ gab es im Oktober 1928 einen Wettbewerb zur Lichtgestaltung von Berliner Geschäften. Einer der Höhepunkte war die mit unzähligen Glühlampen bestückte Lichtleiter an der Vorderfront des Kaufhaus des Westens, die zu einer gleichfalls illuminierten Figur hinaufführte. Am Potsdamer Platz war kurze Zeit vorher eine spektakuläre Leuchtwerbung für Odol installiert worden, sie zeigte, wie das Mundwasser langsam in ein Glas tröpfelte.

Lichtschau

Die Begeisterung für die nächtliche Lichtinszenierung Berlins zeigte sich auch bei der „Berliner Lichtwoche“ im Jahre 1928. Zahlreiche Gebäude wurden aufsehenerregend angestrahlt, die Stadt im Schein des Flutlichts lockte zahlreiche Touristen an. Die Lichtwirtschaft versprach sich von diesem Event, hier das Plakat, einen großen Aufschwung.



Birnenfabrik

Klassische Industriearchitektur mit roten Klinkern und viel Gusseisen – so präsentiert sich bis heute die 1907-12 gebaute einstige Glühlampenfabrik an der Warschauer Straße und Oberbaumbrücke in Friedrichshain. Zu DDR-Zeiten setzte dort Narva die Birnenproduktion fort, nach der Wende wurden die denkmalgeschützten Gebäude saniert und als schicke „Oberbaum-City“ vor allem an Firmen der Medien,- Elektronik- und Modebranche vermietet.

Varieté-Glanz

2000 Glühbirnen erhellen bis heute die Fassade des Wintergarten-Varietés an der Potsdamer Straße in Tiergarten. Hier will man mit den Birnen so lange wie möglich den klassischen Glanz der zwanziger Jahre bewahren. Zweimal jährlich werden sie ausgewechselt.

Traditionskneipe

Einst trafen sich hier die Osram- und Narva-Arbeiter nach der Schicht zum Bierchen, heute tanzen dort Partygänger zu Rock und Beat. Das Foto zeigt den Eingang der früheren Arbeiterkneipe an der Lehmbruckstraße, nahe der Oberbaumbrücke. Jetzt ist sie ein Szenetreff, aber der Name blieb.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 21.12.2008)